10 Jahre Ostrock Museum
Ostrock kann durchaus als ein bedeutendes deutsches Kulturgut betrachtet werden. Obwohl er spezifisch in der DDR entstand, spiegelt er eine wichtige Facette der deutschen Kultur- und Zeitgeschichte wider, die über die Grenzen Ostdeutschlands hinaus wirkt. Das bedeutet, dass es eine historisch geprägte Form der Wahrnehmung dieser Musik geben wird, aber auch die Chance, sich mit dieser Musik in verschiedenster Art und Weise weiter zu beschäftigen.
Das Ostrockmuseum trägt dazu bei, einen Einblick in die Geschichte der Rockmusik in der DDR und den Ostblockländern von 1946 bis 1990. Neben Informationen zu diversen Bands gibt es auch Instrumente, Technik, Plakate, Schallplatten sowie Ton- und Bildmaterial aus der Zeit zu sehen und zu hören.
Dass sich Ostrock- und Stadtmuseum sowie die Bibliothek in einem Gebäude befinden, befördert in besonderer Weise den allgemeinen Bildungsauftrag von Museen und Bibliotheken. Das Ostrockmuseum ist ein bedeutender Beitrag Kröpelins zur Modellregion „Mecklenburgische Ostseeküste“
Wie ging alles los?
Im Jahr 2008 gab es nach der Wahl eines Bürgermeisters die Frage, was man in Kröpelin bewegen könne, insbesondere im Kulturbereich.
Fakt war das seit 1996 existierende Dorfrock-Festival im Ortsteil Schmadebeck, organisiert vom Verein „L.P.G. Hügelland“. Hier traten überwiegend Bands auf, die in der DDR groß geworden sind und gerne diese Auftrittsmöglichkeit nutzten.
Und es gab im übrigen Deutschland wenig Kenntnis über diese Szene. Karat, Puhdys … und dann hörte es bei nicht so Interessierten meist auf.
So kam der Kröpeliner Reinhard Dankert auf die Idee, ein Ostrockmuseum in Kröpelin anzusiedeln, allerdings nicht ohne vorher im Internet nach „Ostrockmuseum“ zu suchen. Könnte ja sein, dass diese Idee schon jemand vorher hatte.
So fand er den Verein „Sechzig-Vierzig“ in Berlin. Der hatte es sich zur Aufgabe gemacht, akribisch Material über DDR-Bands sowie Technik zu sammeln und das in Ausstellungen zum Thema Ostrock zu zeigen. Also anrufen, hinfahren, reden. Es ergab sich, dass es zu dem Zeitpunkt für den Verein immer schwerer, ja fast unmöglich wurde, Ausstellungsflächen zu bekommen. Beiderseitig wurde beschlossen, in Kontakt zu bleiben, denn Räume in Kröpelin zu finden, war einfacher als in Berlin.
Die Vorraussetzungen waren in Kröpelin günstig. Es gibt eine Bibliothek mit einer sehr engagierten und erfahrenen Leiterin, darüber das Stadtmuseum und wiederum darüber ein leeres Geschoss. Letzteres wurde mit Fördermitteln des Landes (… es gibt sie, die Rockfans im Ministerium) in einen Zustand versetzt, die die Beherbergung des Ostrockmuseums möglich machte. Und letztendlich stellte der Verein all sein Material als Dauerleihgabe dem Ostrockmuseum in Kröpelin zur Verfügung!
Das Unterfangen wurde durch die Stadt Kröpelin unterstützt und die Stadtvertretung berief ein Kuratorium – Rüdiger Kropp, Thomas Lehner und Reinhard Dankert.
Die Umsetzung
Die Gedanken zur Ausgestaltung des Museums gingen in viele Richtungen. Sehr schnell wurde klar – ein professionelles Konzept für das vorhandene Material musste her!
Also kam das Kuratorium auf die nächste Idee und nahm Kontakt zur Hochschule Wismar auf und brachte die Idee eines Ostrockmuseums zu zwei Professoren, selber bekennende Ostrockfans, und somit fiel die Idee auf fruchtbaren Boden – ein Projekt für Studierende der Hochschule Wismar aus den Bereichen Innenarchitektur, Kommunikationsdesign und Medien.
Die einzige Bedingung: Die Idee kommt vom Kuratorium, ansonsten hatten die Studierenden freie Hand von der Konzeption bis zur Umsetzung, also keine „Einmischung“ von außen.
Das Ergebnis: Sehr überschaubare Kosten für die Stadt Kröpelin, für die Studierenden ein bleibendes Stück Arbeit auf dem Weg ins Berufsleben.
Nach einer spannenden Bauphase mit tatkräftiger Unterstützung einer rockbegeisterten Sponsorenfirma konnte das einzige Ostrockmuseum Deutschlands am 3. Juli 2015 anlässlich des 20. Dorfrocks eröffnet werden.
Das Museum
Der Plattenladen
Der historische Plattenladen enthält zahlreiche LP`s und Singles, die man auflegen und anhören kann. Weiterhin steht eine Mediathek mit Informationen zur Geschichte der Ostrockmusik bereit. Auch der früher nicht ungewöhnliche Blick unter den Ladentisch ist nachvollziehbar. Es wird historische Audiotechnik gezeigt (z.B. Tonbandgeräte, Plattenspieler, Kassettenrecorder, Hifi-Technik).
Der Bühnenraum
In der fiktiven Spielpause einer Band besteht die Möglichkeit, die Bühne und die manchmal auch improvisierte Technik in Augenschein zu nehmen. Hier werden Gitarren, Verstärker, Tasteninstrumente, Schlagzeuge u.a. ausgestellt. Es sind viele originale Instrumente aus den 60-er, 70-er und 80-er Jahre zu sehen. Dabei handelt es sich um Instrumente, die in der DDR erhältlich waren. Es werden aber auch Exponate gezeigt, die auf dem Schwarzmarkt gehandelt wurden.
Das Tonstudio
Im Studio kann man die Arbeit eines Tonmeisters am Mischpult kennenlernen und den Klang der einzelnen Tonspuren und das Zusammenspiel auf einfache Weise nachvollziehen. Hinter einer Glaswand stehen Instrumente, die mit dem Aufregen der einzelnen Tonspuren angestrahlt werden.
Das Kulturfunktionärsbüro
Kunst und Kultur gab es nur unter staatlicher Aufsicht. Alle Bands und Schallplattenunterhalter wurden in regelmäßigen Abständen durch Kulturfunktionäre geprüft. Was gehörte zu deren Aufgaben und was für bürokratische Hürden gab es damals. Das Büro eines Kulturfunktionärs enthält einige typische Dokumente und Tonaufzeichnungen, die per Telefon abrufbar sind.
Der Dorfrockraum
Zahlreiche Originalaufnahmen namhafter Bands aus zwanzig Jahren Dorfrock Schmadebeck lassen die Musikszene der DDR nacherleben. In Schubladen und Vitrinen werden viele Exponate von Bands gezeigt, die bei dem traditionellen Dorfrock aufgetreten sind.
Zeitleiste (Chronik)
Auf dem Flur zwischen den Themenräumen wird auf einer Zeitleiste die Geschichte der Ostrockmusik erklärt. Es wird chronologisch dargestellt, wann sich z.B. welche Band gegründet hat, welcher Song in dem entsprechendem Jahr in den DDR-Hitparaden platziert war, aber auch was sich im Weltgeschehen ereignete.
Entwicklung
Nach der Eröffnung steigerten sich die Besucherzahlen enorm. Ob Erinnerungen an die Jugendzeit oder Neugier aus dem ehemals westlichen Teil Deutschlands – die Führungen sind immer spannend.
Im Laufe der letzten Jahre gibt es ergänzend im Ortsteil Schmadebeck den „RockAdvent“. Dort wird Ostrock live geboten, inzwischen zum vierten Mal in der Adventszeit. Der zu Anfang erwähnte Dorfrock findet als „RockDorf“ zum zweiten Mal in 2025 statt und soll weiter leben.
Weitere Informationen unter www.ostockmuseum.de